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Dark Pattern

Es gibt gutes Design und schlechtes Design – und dann gibt es noch bösartiges Design. Dark Patterns ist die allgemein gebräuchliche Umschreibung von Interface-Design, das absichtlich nutzerunfreundlich ist.

Hast du dich schon einmal gefragt, warum es teilweise so schwierig ist, einen Account zu löschen oder warum der Link zum Kündigen eines Newsletters in hellgrau kaum sichtbar ist auf einem weißen Hintergrund?
Dies sind nicht etwa kleine Design-Fauxpas, sondern bewusst eingesetzte Design-Praktiken, um ein gewünschtes Ziel zu erreichen. In diesem Fall eine Kündigung bzw. Abbestellung zu erschweren.

Was sind Dark Pattern?

Dark Pattern sind bewusste UI- und UX-Entscheidungen auf Webseiten und in Apps, die dich dazu verleiten sollen, Dinge zu tun, die Du nicht beabsichtigt hast. Beispielsweise etwas zu kaufen oder einen Newsletter zu abonnieren.

Es geht also vor allem darum, ein „Fehlverhalten“ auszulösen. Dabei werden erlernte Verhaltensmuster ausgenutzt und User durch geschickt platzierte Buttons oder irreführende Drop-Down Menüs manipuliert. Der Begriff „Dark Pattern“ wurde übrigens von dem Usability-Experten Harry Brignull geprägt, der schon 2010 anfing, irreführende Designs aufzudecken. Wer sich weitergehend für Beispiele von Unternehmen interessiert, die Dark Pattern verwenden, sollte sich die “"Hall of Shame” von Brignull anschauen.

Datenschutz und Privatsphäre

Besonders tückisch sind unethische Designentscheidungen von Anbietern, wenn diese unsere Privatsphäre betreffen. Häufig geht es darum, möglichst unbemerkt sensible Daten der Nutzer * innen zu sammeln oder deren Einverständnis hierfür zu erlangen.

Das folgende Beispiel von einem Pop-up bei der Registrierung von TikTok veranschaulicht diese Form der Manipulation sehr deutlich. Es wird nach dem Alter der User gefragt. Im gleichen Satz wird allerdings auch um die Erlaubnis von personalisierter Werbung gefragt. Die Ambivalenz wird schnell klar. Du bist möglicherweise über 18, also Ja. Allerdings möchtest Du keine Werbung erlauben, also Nein. Fraglich ist somit, ob man mit einem Nein angeben würde, dass man jünger als 18 ist, sofern man dies nicht ist.

Zusätzlich wird das „Ja“ durch die Schriftstärke hervorgehoben. Anders als beim „Nein“, was dem Nutzer impliziert, „Ja“ sei die korrekte Antwort.

Diese Manipulation wird als „mislead“ (Fehlleitung) bezeichnet. Die Aufmerksamkeit einer Person wird bewusst von einem Inhalt auf einen anderen gelenkt. In diesem Beispiel von personalisierter Werbung zur Altersbeschränkung.

Bait and Switch (Ködern und wechseln)

Die „Bait and Switch“ Methode stammt eigentlich aus dem Verkauf, ist allerdings gängige Praxis im Web. Das Vorgehen ist immer gleich:
1.) Ein attraktives Angebot (z.B. ein sehr günstiger Preis), soll User zu einer Handlung (z.B. Kauf) bewegen.
2.) Ist die Person erst einmal am Haken (hocked), kommt der Switch. Nun müssen vorher unbekannte Bedingungen erfüllt werden. So könnten plötzlich hohe Versandkosten anfallen oder die Person kann das Produkt nur ab einer bestimmten Menge von beispielsweise mindestens 3 Stück kaufen.

Teilweise begegnet man im Internet sogar Produkten, die scheinbar gratis angeboten werden. Doch möchte man diese dann „kaufen“, werden Newsletter Anmeldungen, Mailing-Abonnements oder sogar Verträge gefordert.
Natürlich gibt es stellenweise auch altruistische 0€-Angebote, die an keine Bedingungen geknüpft sind. Diese sind aber sehr selten.

Privacy Zuckering

Das Privacy Zuckering ist ein Ausdruck, welcher von der Electronic Frontier Foundation (EFF) als Kritik an den für den Benutzer verwirrenden Privatsphäre-Einstellungen von Facebook nach dessen CEO Mark Zuckerberg benannt wurde.

Hauptsächlich geht es darum, die Nutzer * innen dazu zu bringen, mehr Informationen über sich selbst zu teilen, als sie eigentlich wollen.

Dies erreichen Anbieter vor allem durch verschachtelte Privatsphäre-Einstellungen, die nicht leicht zu ändern sind, da sie eine gewisse Suche der Nutzer * innen erfordert oder, wie oben beschrieben, durch Design-Manipulationen.

In diesem Fall wird der „OK“ Button durch die Schriftstärke hervorgehoben. Zusätzlich müssten Nutzer * innen diese Einstellung umständlich in den Datenschutzrichtlinien ändern.

Disguised Ads (Getarnte Werbung)

Hierbei wird versucht, Werbung als normalen Inhalt zu tarnen, um die Nutzer * innen so zu einem Klick zu motivieren. Ein bekanntes Beispiel hierfür sind Download-Button, die in direkter Nähe zu dem eigentlichen Button positioniert sind. Optisch unterscheiden sich beide kaum. User sind deshalb häufig verunsichert, welcher der beiden der Richtige ist. Hast du dich falsch entschieden, wirst du entweder auf die Seite des Werbenden weitergeleitet oder es beginnt ein Download von einer nicht gewünschten Datei oder einem Programm.

Sneak into Basket (in den Warenkorb schleichen)

Bei der Sneak into Basket-Strategie versucht der User ein bestimmtes Produkt zu kaufen. Jedoch legt die Applikation weitere oft unerwünschte Produkte in den Warenkorb, meist aufgrund einer nicht abgewählten Opt-out-Möglichkeit. Also einem Kontrollkästchen auf der vorherigen Seite.
Mittlerweile hat die Europäische Kommission dies zum Schutz der Verbraucher in einigen Ländern, darunter auch Deutschland, verboten. Eine abgewandte und weniger irreführende Form ist die “Zusatzangebot-Option”. Also neben den eigentlichen Produkten werden den Verbraucher * innen weitere Produkte angeboten, die entweder dazu passen oder häufig zusätzlich bestellt werden. Diese Form ist allerdings eher unter Up-Selling bekannt.

Fazit

In den letzten Jahren hat sich einiges zugunsten der Verbraucher * innen getan. Nicht zuletzt durch die Anhörung von Mark Zuckerberg vor dem US-Kongress in 2020. Trotzdem versuchen Unternehmen weiterhin auf zum Teil dubiosen Weisen an unsere Daten zu kommen oder uns zusätzlich etwas zu verkaufen. Deshalb gilt hier besonders das Credo “Vorsicht ist besser als Nachsicht”.

  • Nimm dir die Zeit in Ruhe ihre Optionen zu lesen, insbesondere bei Pop-up-Fenstern. Oftmals dauert es länger, eine Entscheidung rückgängig zu machen, als eine richtige im Vorwege zu treffen.

  • Überprüfe Checkboxen und schaue lieber zweimal über Deinen Warenkorb, was enthalten ist.

  • Wenn Du Apple-User sind, kannst Du unter “Einstellungen” > “Datenschutz” > “Tracking”, Tracking von Apps auf Ihrem Gerät verhindern.

  • Lass dich nicht unter Druck setzen. “Last-Minute-Angebote” kehren regelmäßig wieder oder werden sogar von anderen Unternehmen im Netz unterboten. Der Countdown-Timer setzt sich bei vielen Anbietern sogar direkt beim Schließen und erneuten Öffnen der Seite zurück.

Doch mal eine falsche Entscheidung getroffen? Dann hast Du oft noch die Möglichkeit, diese zu stornieren oder du machst von deinem Rückgaberecht gebrauch. Wir wünschen dir sicheres Surfen.