Chroma Experience

5 Fragen, am Anfang einer Produktentwicklung

Verständnis für die Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer ist das Wichtigste in einem Projekt, unabhängig davon, ob du selbst ein UX Designer, eine Führungskraft, Projektmanager oder ein neugieriger Profi bist.

Zu einem frühen Zeitpunkt im Produktentwicklungsprozess Erkenntnisse über Nutzerinnen und Nutzer zu gewinnen ist wichtig, um zu verstehen, wie ihr Leben einfacher gemacht werden kann. Die richtigen Fragen in User-Interviews zu stellen, bringt Erkenntnisse über die Wünsche und Vorstellungen der potenziellen User. Hier kommen also 5 Leitfragen, die am Anfang einer Produktentwicklung geklärt werden sollten:

Frage 1: Verstehen die Nutzerinnen und Nutzer, was sie wollen?

Es ist eine Sache, zu erfahren, was Nutzerinnen und Nutzer wollen. Aber es ist eine ganz andere Sache, ob sie auch selbst verstehen, was sie wollen.
Um die Akzeptanz gegenüber einem Produkt zu testen ist es wichtig, dass sich die Tester * innen selbst über ihre Bedürfnisse klar sind und auch ihre Abneigungen verstehen und vor allem erklären können.

Frage 2: Wollen die Nutzerinnen und Nutzer das Produkt?

Produktmanager gehen oft einfach davon aus, dass es einen Markt für ihr Produkt und die passenden User gibt, die ihr Produkt kaufen wollen. Sie investieren nicht selten unzählige Stunden und viel Geld in die Entwicklung eines Produktes, von dem sie nur glauben, dass es gekauft wird. Deshalb ist es essenziell, VOR dem Start eines Projektes Befragungen und Marktanalysen durchzuführen.
Eine direkte Befragung ist hier die einfachste Form: “Haben sie Interesse an dem Produkt XY?”. Direkte Befragungen können aber auch Nachteile haben. Einer davon ist, dass Befragte versuchen können, sie mit ihrer Antwort zufriedenzustellen. Dann beantworten sie ihre Frage mit vorgetäuschtem Interesse, obwohl die das Produkt niemals wirklich selber nutzen würden. Zu Beginn jeder Studie sollten die Studienteilnehmer * innen also daran erinnert werden, offen und ehrlich zu antworten. Sie sollten das sagen, was sie denken und nicht etwa das, was sie glauben, was Projektmanager hören wollen.

Frage 3: Wie würden Nutzerinnen und Nutzer das Produkt anwenden?

Neben der Frage, ob User ihr Produkt anwenden würden, ist es auch wichtig zu fragen, wie sie es nutzen würden. Hierbei kann nach konkreten Beispielen oder Situationen gefragt werden. Wenn die Nutzer * innen benennen können, welchen Nutzen oder Mehrwert das Produkt in ihrem Leben machen kann, ist das ein sehr guter Indikator für den Erfolg ihres Produktes.
Das Produkt sollte das Leben der Nutzer * innen vereinfachen und ihnen zeitintensive Arbeitsschritte abnehmen.
Die Frage zwingt User dazu, darüber nachzudenken, wie ein Produkt ihr Leben beeinflusst. Welche Arbeit erledigt das Produkt für sie, die schwieriger wäre, wenn sie auf eine andere Weise oder gar nicht erledigt werden könnte?

Frage 4: Welche Probleme haben die Nutzerinnen und Nutzer mit der aktuellen Lösung?

Es gibt die Möglichkeit, die Mängel einer bestehenden Lösung zu nutzen, um ein neues Produkt oder eine neue Idee zu verbessern. Zum Beispiel könnte die bestehende Lösung eine Lücke aufweisen. Das neue Produkt kann daraus Kapital schlagen, indem es diese Lücke füllt. Wenn man die Nutzer * innen nach ihren Problemen mit der aktuellen Lösung fragt, kommt man dem Kern dessen auf die Spur, was sie suchen, und was sie mit der bestehenden Lösung nicht bekommen. Dies ist eine direkte Aufforderung an die Projektteams, Innovationen zu entwickeln.

Frage 5: Wie sähe die Welt aus, wenn es das Produkt nicht gäbe?

Wenn man sich vorstellt, wie die Welt ohne das Produkt aussehen würde, kann das Produktteam den unmittelbaren Wert des Produkts erkennen und auch den Wert für die Nutzerbasis längerfristig betrachten.
Mit dieser Frage wird ein Bild davon geschaffen, wie ein Produkt die Gesellschaft und Kultur bereichert. Was haben die Menschen getan, bevor Ihr Produkt auf den Markt kam? Ersetzt das Produkt eine gängige Vorgehensweise?
Als es noch keine E-Mails gab, benutzten die Menschen Stift und Papier, um sich gegenseitig Briefe zu schreiben. Mit E-Mails wurde die Kommunikation schneller und vor allem erschwinglich. Sie veränderten die Art und Weise, wie Menschen miteinander kommunizieren.
Diese Frage hilft dabei, aus einer lösungsorientierten Denkweise herauszukommen und sich auf eine nutzerzentrierte Denkweise umzustellen, in der Ziele und Bedürfnisse zum Vorschein kommen.

Fazit

Bei Nutzer * innenbefragungen ist es nicht unüblich, dass Rückfragen oder Folgefragen entstehen. Wenn sich in den ersten Interviews gemeinsame Themen sammeln, ist es sinnvoll, diese Themen in Form von Folgefragen an die übrigen Teilnehmer * innen zurückzugeben, um zu überprüfen, ob sie mit anderen Teilnehmer*innen übereinstimmen oder nicht:

“Sie sind die sechste Person, mit der ich gesprochen habe. Von einigen der anderen Personen, mit denen ich gesprochen habe, habe ich gehört, dass sie das Produkt X nur benutzen würden, wenn sie allein in einem privaten Bereich sind. Stimmen Sie dieser Aussage zu?"

Der Vorteil, eine Frage jeweils nur einer Testperson zu stellen, besteht darin, dass Gruppendenken vermieden wird.
Außerdem kann es sein, dass eine Testperson etwas Interessantes gesagt hat, dem man weiter nachgehen sollte, weil es zu einer Erkenntnis führen könnte.
Vielleicht liegt irgendwo auf dem Weg des Hinterfragens der Keim für eine neue Idee oder eine Verbesserung. Das weiß man erst, wenn man sich darauf einlässt. Solche Fragen sind gute Ausgangspunkte, um sich auf einen Weg voller fruchtbarer Erkenntnisse zu begeben.