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Wie man effektive UX-Fallstudien mit Aristoteles 7 Elementen des Storytelling erstellt

Du möchtest Fallstudien für dein UX-Design-Portfolio erstellen? Aber welche Arten von UX-Fallstudien solltest du nutzen? Und wie kannst du sie zielgerichtet und aussagekräftig gestalten? Laut dem Prototyping-Tool UXPin sind irrelevante und schwache Fallstudien einer der häufigsten Fehler in UX-Design-Portfolios.

Glücklicherweise kannst du die 7 Elemente des Geschichtenerzählens des griechischen Philosophen Aristoteles nutzen, um relevante und überzeugende UX-Fallstudien zu erstellen.

Bevor es losgeht, sollte aber noch gesagt werden, dass es nicht “die eine” beste Form für eine Case-Study gibt. Diese ist immer sehr individuell und persönlich. Nachfolgend geben wir dir eine Methode an die Hand, die dir helfen kann, deine Case-Study noch interessanter zu gestalten. Es geht also nicht darum, was alles in eine gute Case-Study gehört, wie z.B. Wireframes oder User-Researches, sondern rein um das Storytelling in deinen Fallstudien.

So geht es:

Im Jahr 335 v. Chr. schrieb Aristoteles die Poetik, das älteste erhaltene Werk der Dramaturgie. Darin legte er 7 Elemente des Geschichtenerzählens fest, die er nach ihrer Bedeutung ordnete:

1.Die Handlung,

2.Der Held bzw. die Heldin,

3.Das Thema,

4.Der Dialog,

5.Die Melodie,

6.Die Dekoration und

7.Das Spektakel

Du solltest diese 7 Elemente durchgehen, bevor du deine UX-Fallstudie erstellst. Auf diese Weise kannst du genau definieren, was du sagen willst. Zusätzlich kannst du dadurch den Fokus deiner UX-Fallstudien schärfen und deine Botschaft für die Personalverantwortlichen, die sie lesen, absolut deutlich machen.

Gehen wir nun durch, wie sich jedes der 7 Elemente von Aristoteles auf Ihre UX-Fallstudien bezieht. Für jedes Element werden wir dir Fragen stellen, die du beantworten solltest, bevor du deine Fallstudie schreibst.

1. Plot: Die Geschichte, die Ihre UX-Fallstudien und Ihr Portfolio erzählen

Aristoteles betrachtete die Handlung als das wichtigste Element, und das aus gutem Grund. Der Plot ist das, was in einem Drama passiert - ein tragischer Plot zum Beispiel erzählt die Geschichte vom Untergang eines Helden. Eine schlechte Handlung kann ein ansonsten gutes Drama verderben - und dasselbe gilt für UX-Fallstudien.

Deine UX-Fallstudien, und damit auch dein Portfolio, sollten eine relevante und überzeugende Geschichte über dich selbst erzählen. Du kannst zum Beispiel die Geschichte einer "Selfmade-UX-Designerin, die sich leidenschaftlich für Barrierefreiheit einsetzt" erzählen. Überlege dir, welche Geschichte du mit deinen UX-Fallstudien erzählen wollen.

Außerdem solltest du in allen deinen UX-Fallstudien dieselbe Handlung erzählen. Auf diese Weise vermittelt Ihr Portfolio eine kohärente Botschaft. Wenn du zum Beispiel UX-Forscher werden willst, sollten alle deine Fallstudien UX-Forschungsarbeiten enthalten. Andernfalls sendest du gemischte Signale an einen Personalverantwortlichen, der/die nicht einschätzen kann, ob du für die Position, für die du dich beworben hast, gut geeignet bist.

Den richtigen Plot erzählen: Eine Checkliste mit Fragen, die du dir stellen solltest

• Welche Geschichte willst du erzählen? Was ist deine Geschichte - aus der Sicht deiner Karriere?
• Erzählen deine UX-Fallstudien dieselbe Geschichte über dich, oder widersprechen sie sich gegenseitig? Wenn sie sich widersprechen, dann richte sie so aus, dass sie sich nicht widersprechen, oder verwerfe die Fallstudien, die gemischte Signale sendet.
• Welche vergangenen Projekte solltest du auswählen, um die Geschichte zu erzählen, die du deinen Personalverantwortlichen zeigen willst?

Abb. 1: Konsistente Projekte
Abb. 1: Konsistente Projekte

2. Der/Die Held/in: Deine Rolle und wie du mit anderen zusammenarbeitest

In einem Drama dient die Hauptfigur mit Hilfe von Nebenfiguren der Handlung. Nach Aristoteles sollte die Hauptfigur gut, angemessen und konsistent sein.

In deiner Fallstudie bist du die Hauptfigur. Wie Aristoteles' Hauptfigur solltest auch du in deinen UX-Fallstudien erscheinen:
Gut: Das heißt, du solltest dein gestalterisches Können unter Beweis stellen.
Angemessen: Du solltest ein sinnvolles Maß an Fachwissen aufweisen. Du kannst zum Beispiel nicht behaupten, dass du ein Team von Designern geleitet hast, wenn du ein Junior UX-Designer bist.

Konsistent: Du solltest in allen UX-Fallstudien eine konsistente Designrolle spielen.
Charakter: Es geht auch darum, wie du mit deinen Teamkollegen zusammenarbeitest. Denn Du bist nicht die einzige Figur in deiner Geschichte. Du arbeitest mit Kollegen, Managern und anderen Interessengruppen zusammen. Zeige, wie gut du mit anderen zusammenarbeiten kannst.

Schreibe die richtigen Charaktere: Eine Checkliste mit Fragen, die du dir stellen solltest

• Welche Rolle spielst du im Designprozess? Mit anderen Worten: Bist du ein UX-Generalist, der den gesamten Designprozess abdeckt, oder ein Spezialist wie ein UI-Designer?
• Spielst du in allen deinen UX-Fallstudien die gleiche Rolle? Wenn nicht, welche Fallstudien kannst du optimieren oder entfernen, damit du eine einheitliche Rolle spielst?
• Wie interagiert und arbeitet dein "Charakter" mit anderen "Charakteren"? Gibt es Konflikte oder Harmonien?
• Wen solltest du noch in deine Fallstudie aufnehmen? Wer sind die wichtigen Mitwirkenden (oder sogar Führungskräfte), die du erwähnen solltest?

Abb. 2: Eigenschaften die du mitbringen solltest
Abb. 2: Eigenschaften die du mitbringen solltest

3. Das Thema: Der Kontext deines Projekts

Das Thema bezieht sich auf den Schauplatz oder den Kontext in einem griechischen Drama. Genau wie in einem Drama musst du auch in deinen UX-Fallstudien den Rahmen abstecken.

Stelle den Lesern den Kontext deines Projekts vor: Deine Hauptziele, die Hindernisse, mit denen du konfrontiert warst, und deine Beweggründe, die erklären, warum du das Projekt in Angriff genommen hast. So hilfst du deinen Lesern, Ihr Projekt besser zu verstehen, und schaffst einen überzeugenden Zweck für deine Fallstudie.

Lege das richtige Thema fest: Eine Checkliste mit Fragen, die du dir stellen solltest

• Was ist dein Hauptziel in diesem Projekt?
• Welches sind die größten Hindernisse, die du überwinden mussten
• Warum hast du das Projekt in Angriff genommen? Warum bist du stolz darauf?
• Denke daran, die Weichen frühzeitig zu stellen - lege dein Thema am Anfang deiner UX-Fallstudien fest.

Abb. 3: Beispiel Themen
Abb. 3: Beispiel Themen

4. Der Dialog

Für Aristoteles war die Diktion (oder der Dialog) die Art und Weise, wie die Figuren miteinander sprechen. Der Tonfall eines Charakters sagt viel über sein Publikum aus. Gute Kommunikatoren sind Charaktere, die ihre Argumente mit den richtigen Worten vermitteln - und sich nicht hinter ihnen verstecken oder versuchen, ihr Publikum zu hintergehen, weil sie den Klang ihrer eigenen Stimme lieben.
Auf die gleiche Weise beeinflusst dein Tonfall bzw. dein Schreibstil das Leseerlebnis deiner UX-Fallstudien. Lerne außerdem, wie man effektiv schreibt. Verwende einfaches Deutsch oder Englisch, vermeide Fachbegriffe und wähle einen freundlichen, aber professionellen Tonfall, damit die Personalverantwortlichen deine UX-Fallstudien zu schätzen wissen.

Verwenden der richtigen Ausdrucksweise (Diktion): Checkliste mit Fragen, die du dir stellen solltest

• Wie ist dein Tonfall, und ist er für eine Fallstudie angemessen?
• Kannst du Fachbegriffe vermeiden? Wenn du sie in deiner Fallstudie verwenden musst, kannst du diese erklären?
• Kannst du in einfachen Sätzen schreiben?

Abb. 4: Dialog
Abb. 4: Dialog

5. Melodie: Wecke Emotionen in deinen Lesern

In deinen UX-Fallstudien bezieht sich die Melodie darauf, wie du die Emotionen der Leserinnen wecken kannst. Deine Fallstudie ist kein Tatsachenbericht, sondern eine Geschichte, die das Interesse einer Person wecken soll, dich kennenzulernen.
Scheue dich nicht davor, deine Emotionen in deiner UX-Fallstudien durchscheinen zu lassen. Zeige deine Leidenschaft. Eine Melodie kann das Thema deiner Fallstudien verstärken - Deine Projektziele und Hindernisse sollten mit Emotionen aufgeladen sein, genau wie im richtigen Leben. Achte jedoch darauf, dass die Emotionen angemessen und professionell sind. Es ist ein schmaler Grat zwischen der Maximierung des dramatischen Potenzials in deiner Geschichte und dem Aufbrausen von jemandem, der zu übertrieben klingt, um mit ihm zu arbeiten.

“Singe” die richtige Melodie: Eine Checkliste mit Fragen, die du dir stellen solltest

• Wie zeigst du nicht nur dein technisches Fachwissen, sondern auch deine Leidenschaft für Design?
• Kannst du einen Aufhänger in deine UX-Fallstudien einbauen, um den Leser zu fesseln?

→ Denke daran, auch deine emotionale Reise durch deine Projekte zu zeigen.

Abb. 5: Emotionen
Abb. 5: Emotionen

6. Die Dekoration: Das Aussehen und das Gefühl deiner UX-Fallstudien

In Theaterstücken bezieht sich das Dekor auf das Bühnenbild. Bei deinen UX-Fallstudien bezieht es sich auf das visuelle Design.

Dein Portfolio ist ein gestaltetes Produkt und sollte daher gut aussehen und sich gut anfühlen. Verwende Bilder von deiner laufenden Arbeit, um deine Geschichte zu erzählen.
Stelle sicher, dass dein Portfolio lesbaren Text enthält. Dein Portfolio sollte benutzbar, effektiv und ansprechend sein.

Die richtige Dekoration verwenden: Checkliste mit Fragen, die du dir stellen solltest

• Hast du daran gedacht, viele Fotos und Screenshots von deinen laufenden Arbeiten zu machen, damit du sie in deinen UX-Fallstudien verwenden kannst? Wenn nicht, kannst du vielleicht einige der Prozesse leicht rekonstruieren. Denke in Zukunft daran, Fotos und Screenshots von deinen Arbeitsprozessen zu machen.
• Enthalten deine Projekte sensible Informationen? Wenn ja, solltest du die Erlaubnis einholen, diese in deinen UX-Fallstudien zu verwenden. Du kannst auch nur nicht sensible Teile deines Projekts zeigen.
• Wie kannst du deine UX-Fallstudien und dein Portfolio so gestalten, dass sie mit deinem eigenen visuellen Stil übereinstimmen?

Abb. 6: Wireframe
Abb. 6: Wireframe

7. Das Spektakel: Der Wow-Faktor

Für Aristoteles war das Spektakel eines Dramas am unwichtigsten. Der Clou einer Geschichte, der Wow-Faktor oder eine Wendung in der Handlung sorgen dafür, dass sich das Publikum an die Geschichte erinnert, aber sie allein machen noch kein gutes Stück aus.

Baue das Spektakel nach Möglichkeit in deine UX-Fallstudien ein, aber tue dies nie auf Kosten der sechs anderen Elemente deiner Geschichte. Du kannst ein Spektakel durch eine unerwartete Einsicht des Benutzers, ein äußerst erfolgreiches Ergebnis oder eine nachdenkliche Erkenntnis schaffen.

Schaffe das richtige Spektakel: Checkliste mit Fragen, die du dir stellen solltest

• Enthält dein Projekt unerwartete "Wendungen", die dich zu einem Richtungswechsel gezwungen haben? Du kannst dies nutzen, um ein Wow-Effekt zu erzeugen.
• Hast du ein beeindruckendes Ergebnis erzielt? Wenn du einen Preis gewonnen, einen kommerziellen Erfolg erzielt oder gute Kritiken erhalten hast, solltest du dies in deiner Fallstudie hervorheben.
• Hat dein Projekt mit einem relativen Misserfolg oder einer lauwarmen Reaktion geendet? Wenn ja, ziehe daraus eine Lehre. Ernsthaftes Nachdenken kann auch spektakulär sein.
• Beeinträchtigen die Elemente des Spektakels deine Geschichte? Hältst du beispielsweise wichtige Informationen zurück, nur um einen "Plot Twist" zu liefern? Wenn ja, entferne das Spektakel, nur um deine Geschichte gut zu erzählen.

→ Plane deine Fallstudie gut, um ihre Wirkung zu maximieren

Abb. 7: Spektakel
Abb. 7: Spektakel

Take-Aways:

Jetzt bist du an der Reihe, die Fragen zu beantworten, die wir für jedes Element gestellt haben. Wer nicht plant, plant zu scheitern! Nehme dir die Zeit, deine UX-Fallstudien zu planen, um in Zukunft Zeit (und Karrierechancen!) zu sparen. Und denke daran, dass deine UX-Fallstudie kurz und bündig sein sollte, da Interessenten in der Regel nicht mehr als 5 Minuten damit verbringen, sie zu lesen.

Kernaussage:

Deine UX-Fallstudien müssen Geschichten erzählen, die zielgerichtet sind und die richtige Botschaft vermitteln. Um dies zu erreichen, solltest du alle 7 Elemente des Aristoteles'schen Storytellings abdecken.